Von Olivier Bieli, für die Tierrechtsorganisation Hunt Watch, Augst
Am Samstag, 9. November, begleitete und dokumentierten Tierrechts-Aktivisten der in Augst domizilierten Tierrechtsorganisation Hunt Watch eine grössere Treibjagd der Jagdgesellschaft Muttenz. Dabei konnten Aufnahmen gemacht werden, die fassungslos machen und verdeutlichen, weshalb Hunt Watch von der Jägerschaft seit Jahren intensiv und mit allen Mitteln bekämpft wird - mittlerweile auch von höchster politischer Ebene aus.
Die gestern durch Hunt Watch dokumentierten Ereignisse zeigen eindrücklich, weshalb Treibjagden nichts anderes als primitive Tierquälerei sind und umgehend verboten werden müssen. Auch immer mehr Jägerinnen und Jäger bringen ihren Unmut über Treibjagden zum Ausdruck.
Die gestrigen Aufnahmen zeigen wie zwei Jagdhunde der Jagdgesellschaft Muttenz ein zuvor von seinen Geschwistern und seiner Mutter getrenntes Wildschwein-Junges quer durch den Wald hetzen. Dabei stösst das völlig verängstigte Tier mehrfach Schreilaute aus und versucht permanent vor seinen Angreifern zu flüchten und somit sein Leben zu retten. Die Tortur dauerte wohl weit über 10 Minuten, zirka 8 Minuten und 30 Sekunden sind dabei in den erwähnten Videoaufnahmen dokumentiert. Vorher und nachher wurde das Jungtier aber auch noch verfolgt.
Der Tatbestand der Tierquälerei ist dabei längst erfüllt. Das erst rund 10 bis 12 Wochen alte, bei der Mutter noch trinkende Wildschwein-Kind erleidet unnötigen Stress und Schmerzen, durch die permanenten, minutenlangen Bisse in Körper und Gesicht. Das Tier erleidet dadurch mutmasslich diverse Bissverletzungen, da die beiden abgerichteten Jagdhunde sich teilweise in dem Tier verbeissen und gleichzeitig ziehen und reissen. Minutenlang greift keiner der umstehenden Jägerinnen und Jäger auch nur ansatzweise in das Geschehen ein. Wohl aus Angst und/oder fehlender Erfahrung der Hobby-Jäger oder aus Gleichgültigkeit und Empathielosigkeit. Eigentlich müsste das Tier umgehend mit einem Messer erstochen werden, denn ein Schuss würde auch die eingesetzten Hunde stark gefährden. Doch anstatt das leidende Tier von seinen Qualen schnellstmöglich zu erlösen, hat ein beteiligter Treiber offensichtlich wichtigeres zu tun und nähert sich lieber meiner Person, dem filmenden Hunt-Watch-Gründer Olivier Bieli und fotografiert mich. Ich dokumentiere wie immer von einem öffentlichen Weg aus und störte das Jagdgeschehen nachweislich zu keinem Zeitpunkt. Trotz dieses Wissens bot die Jagdgesellschaft Muttenz die Polizei sowie die Aufsichtsbehörde für Jagd und Fischerei des Kanton Baselland mit der Meldung auf, Hunt Watch störe aktiv das Jagdgeschehen. Polizei und die Jagd- und Fischereibehörde stellen jedoch keinerlei Störungen fest, attestierten uns dies und zogen wieder ab. Die Jagdgesellschaft Muttenz bot die Behördenvertreter also wider besseren Wissens auf, blockierte damit Einsatzkräfte, verschleuderte wertvolle Steuermittel und machte sich allenfalls der Irreführung der Rechtspflege schuldig.
Fahrlässig: Jägerinnen und Jäger werden nicht müde, zu betonen, wie sehr sie ihre Hunde lieben. Auf den Aufnahmen ist deutlich zu erkennen, dass bei beiden Jagdhunden auf den Einsatz einer Schutzweste verzichtet wurde. Trotzdem werden die Tiere auf wehrhafte Wildschweine gehetzt, die Hunde schwer verletzen und töten können. Dieses hohe Risiko nahmen die Muttenzer Jäger offensichtlich in Kauf.
Bemerkenswert: Mehrere Jäger haben sich nach der Veröffentlichung bei uns gemeldet und ihre Entrüstung bekundet. Darunter fanden sich Wortlaute wie folgende: «Ich schäme mich bei der Ansicht dieser Aufnahmen Jäger zu sein« Oder: «n meinen Augen ist das Tierquälerei. Das ist verwerflich.» Oder: «Deshalb sollten Treibjagden verboten werden.»
Die Homepage der Muttenzer Jagdgesellschaft ist derzeit offline geschaltet. Die Verantwortlichen sind nicht zu erreichen.
Dieser Vorfall - von dem uns mehrere Jäger bestätigen, dass er einer von vielen ist - zeigt deutlich auf, dass Treibjagden und die Hobbyjagd umgehend verboten werden müssen. Diese tierquälerischen Praktiken haben ihre angebliche Daseinsberichtigung längstens und für immer verwirkt. Der jüngste Vorfall in Muttenz muss weitreichende Konsequenzen haben. Die einzige nachhaltige Lösung ist das Verbot von Treibjagden.
Wir stellen Strafanzeige gegen die Jagdgesellschaft Muttenz und die in den Fall involvierten verantwortlichen Jägerinnen und Jäger wegen Tierquälerei.
Das Originalvideo über die volle Zeit schlägt gerade hohe Wellen und ist auf der Seite von Hunt Watch einsehbar.